Die Judengasse in der Oberen Stadt legt heute noch Zeugnis ab für die Anwesenheit jüdischer Mitbürger, die ihre erste nachweisbare “Schul“ 1682 in einem erst 1972 abgebrochenen Geschäftshaus am Marktplatz einrichteten. Seit 1711 befand sich die jüdische Bet- und Lehrstube in einem stattlichen, allerdings sanierungsbedürftigen Privathaus in der Amtsgerichtsstraße 25. Die gebräuchliche Bezeichnung „Alte Synagoge“ ist deshalb falsch, weil es keine eigene jüdische Gemeinde und daher auch keine offizielle Synagoge in der Stadt gab. Die Kronacher Juden gehörten zur jüdischen Landgemeinde im benachbarten Friesen. Als diese sich allmählich auflöste, weil die Landjuden nach Gewährung der Freizügigkeit ihre Chancen in den Städten sahen, stieg die Anzahl der jüdischen Mitbürger in Kronach erheblich an, so dass nach 1880 hier eine selbstständige Kultusgemeinde gegründet werden konnte, die alsbald mit der Planung und dem Bau einer Synagoge begann.
Zum Bild: Die so genannte „Alte Synagoge“, Amtsgerichtsstraße 25. Im Haus des jüdischen Arztes Dr. Leonhard Seeligsberg befand sich im 19. Jh. die Betstube der Kronacher Juden.
Zum Bild: Grundriss der Synagoge für die israelitische Kultusgemeinde Kronach – aus dem Staatsarchiv Bamberg
Zum Bild: Innenansicht der Synagoge mit Thoraschrein und Almemor (=Vorlesepult).
Die obere Inschrift lautet: „Wie ehrfurchtgebietend ist dieser Ort, ist er doch (nichts andres als) das Haus Gottes, und das ist das Tor zum Himmel.“
Die Inschrift über der heiligen Lade mahnt: „Wisse, vor wem du stehst.“
Zum Bild: Besuch des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, am 15. Juli 1994.
Foto vor dem Eingang der Synagoge:
von links: Kronachs 1. Bürgermeister Manfred Raum, die Vorstandsmitglieder Susanne Gerstner, Peter Steinhäußer und Willi Zaich, Ignatz Bubis, 1. Vorsitzende Odette Eisenträger-Sarter, Landrat und späterer Staatsminister Dr. Werner Schnappauf
Zum Bild: Rauminstallation „Auf den Lippen Schnee“ von S. Decker.
Auf dem Betonboden sind Abschmiergrube, Ölabscheider und an der Wand Öl- und Wasserflecken zu erkennen.
Die galgenartige Balkenkonstruktion trägt die Zwischendecke. Die hintere Plattenwand, vor der die 7 Kerzen der Menora brennen, verbirgt die zum Schmutzraum verkommene Apsis mit dem einst heiligen Torabereich.
Alle Holzverschläge und Einbauten wurden entfernt, die Wandfliesen abgeklopft, die Zwischendecke demontiert, der ölverseuchte Putz in der Apsis abgeschlagen, zwei nachträglich aufgemauerte Heizungskamine abgetragen, und schließlich die zugemauerte Toranische entdeckt und freigelegt. Im Außenbereich wurde rings um die Sandsteinfundamente per Handschachtung ein Graben ausgehoben und Drainagerohre verlegt, Leistensteine gesetzt und mit Filterkies verfüllt. Der Abschied nach drei Wochen fiel sehr schwer und es floss so manche Träne.
Zum Bild: Die Kronacher Synagoge, 1883 erbaut, seit 2002 eine Stätte der Kultur, der Begegnung und des Gedenkens.
Zum Bild: Die Apsis der Kronacher Synagoge mit den Resten des ehemaligen Thoraschreins.
Zum Bild: von links: Kantor Arieh Rudolph, Regierungspräsident Hans Angerer, 2. Vorsitzende des AK Synagoge, Gisela Zaich, 1. Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Heiner Olmer, Geschäftsführer des AK Synagoge, Willi Zaich, 1. Vorsitzende des AK Synagoge, Odette Eisenträger-Sarter, Landrat Oswald Marr, Sparkassendirektor Dr. Scherr, 1. Bürgermeister Manfred Raum
Unsinnig ist hingegen die Meinung, dass die Erhaltung der Synagoge und die Beschäftigung mit dem Judentum gleichzusetzen sei mit einer kritiklosen Einstellung zum modernen Staat Israel. Religion und Politik müssen auseinandergehalten werden, auch im Christentum und beim Islam. Der Aktionskreis handelt in dem Bewusstsein, dass der Gott der hebräischen und der christlichen Bibel eins und unteilbar ist und dass die Synagoge genau wie die Kirchen unserer Stadt, diesem Gott geweiht ist. Schließlich hat die Synagoge auch eine besondere Beziehung zum Christentum, denn Jesus, der Rabbi Jeschua, legte die Schrift, also das Alte oder Erste Testament, in den Synagogen aus, wie man an verschiedenen Stellen des Neuen Testaments lesen kann.
Zum Bild: von links: Landrat Oswald Marr, Sparkassendirektor Dr. Scherr, Regierungspräsident Hans Angerer, Dr. Robert Pick vom Landesamt für Denkmalpflege, . Bürgermeister Manfred Raum, MdL Heinz Hausmann
Er hat mit unserem Aktionskreis an maßgebender Stelle die Renovierung der Kronacher Synagoge ermöglicht. In unermüdlichem Einsatz hat er durch seine Vorträge und seine schriftstellerischen Arbeiten entscheidend dazu beigetragen, die Ehre unserer jüdischen Kronacher Bürgerinnen und Bürger posthum wiederherzustellen.